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"Mir taten die Bücher leid"

Heimatkunde Heero Onnen überträgt alte Kirchenverzeichnisse

In das Kirchenbuch wurde jede Person mit Name, Datum und Ort erfasst. Noch heute suchen viele auf diesem Weg ihre Ahnen.
von Martin Fitzl (Nordwest-Zeitung)

Brake - Es war das Tauf- und Sterberegister, der Nachweis für Ehen und Geburten, oftmals der einzige offizielle Beweis für die eigene Existenz - und es war fest in der Hand des Pastors: Das Kirchenbuch. Später haben weltliche Standesamtsregister die gebundenen Aufzeichnungen abgelöst, eines aber ist bis heute geblieben: Noch immer sind die handgeschriebenen Schätze fest in der Hand der Kirche.
Keiner weiß das besser als Heero Onnen. Der Braker Hobby-Namensforscher hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kirchenbücher in eine lesbare Form zu übertragen und sie nach Familien zusammenzufassen. Eine leichte Aufgabe ist das nicht, denn die Arbeit wird nicht nur durch das Alter der Bücher erschwert, sondern auch durch die Kirche.
"Mir taten die alten Kirchenbücher Leid", sagt Onnen über die Anfänge seiner Arbeit. Die Schrift verblasse langsam, die Bücher gingen in ihrer Substanz auseinander, und die Pastoren hätten zumeist weder die Zeit noch das Wissen, sich um Anfragen nach Ururgroßvätern und anderen Verwandten zu kümmern.
Gerade deshalb müsse man doch eigentlich froh sein, dass sich jemand die Mühe mache, die Daten der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, sinniert der Pensionär verwundert. Denn Onnens Arbeit ist oft langwierig und mühevoll.
Ein Buch zu sichten und zu übertragen dauere Jahre, vieles davon ist Rätselraten: "Ob das richtig ist was ich da lese, weiß keiner, da muss ich auf Gott vertrauen", sagt der 71-Jährige und zuckt mit den Schultern. "Ich nehme das so, wie es im Kirchenbuch steht". Fünf Bücher hat Heero Onnen bereits übertragen, es können auch sechs gewesen sein, überlegt er.
Obwohl viele Pastoren dankbar seien für die Entlastung, gebe es oft Querelen, gerade wenn es darum ginge, die Daten zu veröffentlichen. Onnen hat das früher in Druckform getan, später auf CD, heute im Internet: "Das ist das Mittel der Wahl heute", sagt er.
Von manchen Kirchenoberen wird das nicht gerne gesehen. "Die Kirche lässt da keinen Laien ran", sagt Onnen mit einem Kopfschütteln. Argumente seien stets Datenschutz und der Plan, bald eine eigene Datenbank zu erstellen. Dabei dürfen laut Onnen alle Daten bis 1875 veröffentlicht werden.
Vom Können und Willen der Pastoren hing auch damals schon viel ab: Sie hatten die Funktion eines obersten Bürokraten, da sie oft die einzigen waren, die schreiben konnten. Was sich wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten anhört, ist laut Heero Onnen heute noch immer gefragt: Die Kinder wollen wissen, wo sie herkommen, und Kirchenbücher waren damals der Ahnennachweis, oft über Generationen. Wie beliebt die Suche ist, zeigt sich für Onnen an seiner Internetseite: 100 000 Klicks habe es gegeben, als die Seite gestartet worden ist. Wer etwas über seine Vorfahren wissen will, der kann sich auch direkt an Heero Onnen wenden.
Mehr Infos unter www.online-ofb.de/hammelwarden